Anfänge

Die Geschichte des Turnverein Friesen Hötting beginnt zur Zeit der Österreichisch Ungarischen Monarchie, unter Kaiser Franz Josef I. . Zu dieser Zeit war Hötting noch ein eigenständiges Dorf, das größte Österreichs. Zirka 100 Jahre nach der Gründung der Turnbewegung in Berlin. Diese Zeit kann man als Gründerzeitalter von Vereinen bezeichnen, da um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert eine große Zahl von Turnvereinen oder Traditionsvereinen gegründet wurde. Es war Aufbruchstimmung. In diesem Umfeld entstand der Turnverein Friesen Hötting. Die Gründungsinitiative ging vom seinerzeitigen Deutschen Turnverein Innsbruck und dem Stemmklub Hötting aus. Der Verein wurde nach dem Mitbegründer des Turnens – Karl Friedrich Friesen (1784 – 1814 ) benannt. Friesen war Erzieher, Turnpädagoge und Patriot. Er kam als Mitkämpfer des Lützowsschen Freicorps im Zuge der Erhebung gegen die Unterdrückung Napoleons in den Ardennen um. Der erste Obmann des Vereines war Wilhelm Kupper. Die Entwicklung des Vereines ging mit Riesenschritten vorwärts. Das Turnen fand mit Unterstützung durch die Gemeinde Hötting anfänglich in der Schulturnhalle der Volksschule Mariahilf statt. 1943 und 1947 wurde der Verein infolge der Kriegswirrnisse aufgelöst aber 1950 bereits wiedergegründet.
Bisher wurden etliche Turnhallen in Innsbruck vom TV Friesen „beturnt“: VS Maria Hilf, Veranda Roter Adler, VS Hötting, Hauptschule Hötting, Gymnasium Angerzellgasse, VS Allerheiligen. Seit 2003 steht, mit Unterstützung der Stadt Innsbruck, die neue, bestens ausgestattete Turnhalle der VS Hötting zur Verfügung.

Warum Turnen?

„Turnen soll die verlorengegangene Gleichmäßigkeit der menschlichen Bildung wiederherstellen und im jugendlichen Zusammenleben den ganzen Menschen umfassen… „ ((F.L. Jahn) In dieser Feststellung spiegeln sich Erfahrung und wissenschaftliche Erkenntnisse wider. Viele Trendsportarten greifen auf den ganzheitlichen Menschen zurück und berücksichtigen die Wechselbeziehung zwischen körperlichen und geistigen Vorgängen und deren Abhängigkeiten. Ebenso eine große Errungenschaft in Geschichte des Turnens ist der seinerzeit revolutionäre Grundgedanke des Turnens ohne Standesunterschiede aus allen Schichten der Gesellschaft. Dies ist ein wertvoller Beitrag für das Sozialgefüge einer Gesellschaft. Diese beiden Kernsätze sind auch heute noch von großer Bedeutung für unser Vereinswesen.


Turnen einst

Das Turnen in der Entwicklungsphase unter Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852) und Karl Friedrich Friesen (1784 – 1814) wurde der Zeit und dem damaligen Wissensstand entsprechend sehr „zackig“ durchgeführt. Unterordnung und Disziplin waren Grundvoraussetzungen für die Teilnahme am Turnen. Großer Wert wurde der „Ertüchtigung“ und dem Gemeinwesen beigemessen. Der Gründer des Turnwesens in Tirol war Franz Thurner (1828 – 1879), welcher auch als Gründer des Feuerwehrwesens in Tirol gilt. Die Technik des Turnens hat sich seitdem entsprechend dem jeweiligen Stand der Sportwissenschaften wesentlich geändert.

Nachkriegsjahre und Neubeginn

Im Jahre 1950 ging von den Turnern Fritz Ploner und Walter Sieß die Initiative aus, den Turnverein Friesen Hötting neu zu beleben. Unterstützt wurden diese Bestrebungen durch mehrere Turner wie Franz Öfner, Bruno Falch , Hans Lobis und Heinz Markart. Am 12. Mai 1950 fand die Wiedergründungsversammlung im Gasthaus „Roter Adler“ statt. Erster Obmann wurde Alois Fessler d.Ä.. Der Turnverein besitzt das Turnerheimes Höttinger Bild nahe dem Wallfahrtskirchlein Höttinger Bild.

Jugend im Verein

Eine der vorrangigsten Aufgaben des Turnvereines ist die Jugendarbeit und der Jugend eine Heimstätte zu bieten. Der Jugend muß die Gelegenheit geboten werden in die Gesellschaft hineinzuwachsen und durch verschiedene Aufgaben wie Vorturner oder Vorturnerin Verantwortung zu übernehmen. Für die Turner und Turnerinnen soll der Verein ein Hort der turnerischen Begegnung und der Geselligkeit sein. Im Vordergrund soll das gemeinsame Turnen zur Gesunderhaltung des gesamten Menschen sein.

Bergsteigen

1912 wurde in Zusammenhang mit der Auflösung der „Alpinen Gesellschaft Melzerknappen“ die Bergsteigerriege des Turnvereins gegründet. Erster Riegenführer war Franz Markart. Viele Bergfahrten in Fels und Eis sowie Wanderungen für Groß und Klein sind in der Chronik nachzulesen. Auch die Geselligkeit bei den Riegenabenden und Wanderkneipen kam nicht zu kurz. Auch noch heute unternehmen wanderfreudige Mitglieder ausgedehnte Berg- und Schitouren, zuweilen auch mit dem Montainbike.

Turnen heute

Das „Turnen heute – Geräteturnen  hat sich gegenüber den Anfängen des Turnens sehr verändert und tritt durch die Vielzahl von sportlichen Disziplinen und Freizeitgestaltungen etwas in den Hintergrund. Dies schmälert jedoch nicht den Wert des Turnens als Körper-, Geistes- und Gemeinschaftsschule. Wir vertreten das Breitenturnen als Bewegungsschule und lehnen den Trend des vermarkteten Sportes, welcher nicht mehr der Gemeinschaft dient sondern lediglich mit dem Gladiatorentum zu vergleichen
ist, ab. Methodisch finden immer wieder neue Erkenntnisse aus der Sportwissenschaft aber auch aus dem mentalen Trainigsbereich Eingang in das Turnleben. Leistungsanerkennung ist in unserem Grundverständnis des Turnens auf die jeweilige Leistungsmöglichkeit des Einzelnen abgestellt. Durch das Breitenturnen leisten wir einen wesentlichen Beitrag für die Bevölkerung. Gemeinschaft und Vielfalt des Turnen – Geräteturnen, Krafttraining, Klettern, Wandern, Lagerleben und Geselligkeit – werden auch heute als Grundpfeiler unseres Turnverständnisses gesehen und gelebt.

 

Turnen ist mehr!